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"Braunschweiger Zeitung" 16.09.2013
Seeungeheuer am Madamenweg
Westlicher Ring Fünf Jahre Kulturschaufenster 38118. Die Bilanz fällt positiv aus.
Von Karsten Mentasti
Das Theater Feuer und Flamme lud zur Polarsafari. Kinder durften mitmachen – als Seeungeheuer, als Pinguine. Mitmachtheater auf der Spielwiese am Madamenweg, einer hügeligen Spiel- und Picknickwiese zwischen einem Kindergarten und dem Bunker Madamenweg, der jetzt endlich kurz vor der Fertigstellung als Wohnhaus steht.
Das Kulturschaufenster 38118, seit fünf Jahren jeweils mit dem Untertitel „Live im Westen“ versehen, ist eine Initiative überwiegend von kulturell interessierten Bewohnern des Westlichen Ringgebiets, dem größten Stadtteil Braunschweigs. Das Kulturfest fand am Wochenende auf eben diesem Platz statt. Ein Volltreffer.
Ein Impulsgeber für das lulturelle Leben im größten Stadtteil
„Der Ort ist bestens geeignet, hier würden wir gern wieder einmal hinkommen“, sagte Markus Wiener, der wie Michael Lehmann schon 2009 zu den Initiatoren der ersten Veranstaltung zählte.
Die Spielwiese bot Platz für zwei Bühnen, Verpflegungsstände sowie Präsentationsflächen wie das Stadtteilbüro Plankontor oder einen Kunstmarkt. Das Fest hatte am Freitag vor der Jahnstraße 8a mit einem Konzert zum zweiten Geburtstag der Künstlergruppe Neunraumkunst begonnen, die sich zum Schaufenster 2011 zusammengefunden hatte.
Zurück zum Madamenweg: Durch seine Topographie wirkte der Platz nicht einmal mittags, als weniger Menschen das Fest besuchten, besonders leer, aber wenn viele Besucher den Platz bevölkerten auch nicht überfüllt. Wer wollte, konnte die Konzerte von den Hügeln wie von einer Tribüne aus verfolgen.
Fünf Jahre Kulturschaufenster – die Idee hat funktioniert. „Anfangs wussten wir nicht, ob wir dieses Fest jedes Jahr auf die Beine stellen können“, erinnerte sich Michael Lehmann. Doch die Nachfragen von Künstlern jeglicher Couleur, von Autoren über Maler bis zu Musikern, waren vielfältig. Sie erkannten die Chance, aus ihrem Schattendasein herauszukommen und sich zu zeigen.
„Wir wollten Impulse setzen, das ist geglückt“, zog Wiener eine positive Bilanz. Mehr noch, es habe sich gezeigt, wie groß gerade in dem Stadtteil die Bereitschaft sei, sich ehrenamtlich zu engagieren.
Auch das fünfte Kulturschaufenster wurde von sehr unterschiedlichem Publikum besucht und stellte somit einen Querschnitt durch die Bevölkerung im Westen dar. Nur die mitten im Stadtteil angesiedelte Hochschule für Bildende Künste (HBK) hielt sich auch beim fünften „Live im Westen“ vornehm zurück.
Bildtext:
Beim Kulturschaufenster 38118 zeigte das Theater Feuer und Flamme je ein Stück für Kinder und Erwachsene. Foto: Karsten Mentasti
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Drei Fragen an
Markus Wiener,
von Anfang an Mitorganisator des Kulturschaufenster 38118.
Kultur hat eine Magnetfunktion
1 Was hat sich aus den Kulturschaufenstern der Vergangenheit entwickelt?
Es ist eine sehr positive Vernetzung des Kulturschaffenden entstanden. Man hat sich kennengelernt und jetzt befruchtet und unterstützt man sich gegenseitig. Unser Grundgedanke war, Potenziale zu bündeln und Präsentationsfläche zu schaffen. Das hat funktioniert.
2 Was fehlt noch Im Westlichen Ringgebiet?
Das Kulturschaufenster bespielt einmal im Jahr verschiedene Plätze Im Stadtteil. Aber wir benötigen dringend einen Ort, an dem Kultur für jeden zu bezahlbaren Preisen stattfinden kann Der Bedarf für ein soziokulturelles Zentrum ist da.
3 Sind die Menschen Im Westen jetzt kulturinteressierter oder geht das Programm doch an ihnen vorbei?
Nein, im Gegenteil, es zieht sie an. Ein Beispiel: Bei unserem ersten Kulturschaufenster 2009 auf dem Frankfurter Platz hatten wir das Theater Fragile zu Gast. Ich kann mich noch genau an die Zuschauer erinnern, die vielleicht noch nie im Theater waren, aber eine Stunde lang gebannt den Darstellern gefolgt sind. Das gilt genauso für das Theater Feuer und Flamme in diesem Jahr, aber auch für bildendende Kunst, Tanz, Performance und verschiedene Musikstile. men
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